Bis zum ersten Weltkrieg 1914/18 bestand im Amt Rahden nur die Schützengilde Rahden, und zwar bereits seit 1844. Nach dem Krieg wurden in fast allen Gemeinden Schützenvereine ins Leben gerufen. Bereits 1925 wurde in Varlheide ein Schützenverein gegründet. Es dauerte noch weitere vier Jahre, bis im Sommer 1929 Hermann Schlüter, Varl 67, Heinrich Klingsieck, Varl 172, und der Gastwirt F. A. Wagenfeld, Varl 71, zum 20. Juli 1929 in dessen Gaststätte eine Gründungsversammlung einberiefen.
Daneben wurden von dem provisorischen Verein Schritte unternommen, um die Schützenvereine von Varl und Varlheide unter einen Hut zu bringen. Durch F. A. Wagenfeld wurde dem Schützenverein Varlheide vorgeschlagen, die Inschrift in der bereits angeschafften Schützenfahne folgendermaßen zu ändern: „Schützenverein Varl – gegründet von der Ortsgruppe Varlheide“
Sollte Varlheide auf diesen Vorschlag eingehen, würde in Varl von der Gründung eines zweiten Schützenvereines Abstand genommen werden. Auf der sofort einberufenen außerordentlichen Generalversammlung des Schützenvereins Varlheide wurde dieser Antrag abgelehnt. Der Schützenverein betonte, dass durch die Ablehnung des Antrages die kameradschaftlichen Beziehungen zueinander in keiner Weise beeinträchtigt werden müssten. Man werde stets bemüht sein, die guten Beziehungen zu Varl zu fördern. Und diese guten Beziehungen halten nun inzwischen 75 Jahre.
Am 24. August fand dann die erste Generalversammlung bei F. A. Wagenfeld statt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein bereits 70 Mitglieder. Der Verein wurde in zwei Abteilungen (1. und 2. Kompanie) unterteilt und unter der Bezeichnung „Schützengilde Varl“ aus der Taufe gehoben.
Erster Vereinsvorsitzender und Major wurde August Steinkamp, Varl 3. Der Vereinsbeitrag für das Jahr 1929 wurde auf 2,- Reichsmark festgelegt. Das Vereinslokal ist bis zum heutigen Tag beim Wirt F. A. Wagenfeld geblieben.
Am 6. September 1929 wurde die erste Vereinssatzung genehmigt. Darin heißt es unter anderem:
„Der Zweck der Gilde ist,
1. unbescholtene, deutsche Männer, die gewillt sind, die heranwachsende Jugend im einfachen Gebrauch der Waffe und im Schießen zu unterrichten, zusammenzuschließen;
2. den Mitgliedern Gelegenheit zu bieten, patriotische Feste zu feiern;
3. das gesellige Leben unter den Mitgliedern sowie deren Familien zu fördern.“
Im September desselben Jahres wurden dann der Spielmannszug und die „Alte Garde“ gegründet. Nähere Ausführungen hierzu in den entsprechenden Gruppen-Beiträgen.
Das erste Schützenfest wurde dem Vereinswirt F. A. Wagenfeld übertragen.
Der Wirt musste 3 Zelte und 2 Buden stellen und 200,- RM in die Vereinskasse zahlen. Für die Anfuhr der Zelte war der Verein zuständig.
Am 4. Mai 1930 trat der Verein zum ersten mal an die Öffentlichkeit. Nach einem Ausmarsch wurde geschossen und exerziert. Ein zweiter Ausmarsch fand am 18. Mai statt.
Am Samstag dem 24. Mai 1930 erscholl um 5.00 Uhr in Varl der Weckruf durch Feldwebel Schlüter.
Um 7.00 Uhr war das Bataillon am Festplatz zum 1. Adlerschießen angetreten. Gegen 11.00 Uhr brachte der Major August Steinkamp den Adler zur Strecke. Nach der Proklamation des 1. Schützenkönigs ging es in einem Festzug durch Varl zur Königsresidenz. Abends fand der Zapfenstreich mit einem Feuerwerk statt. Das Bataillon wurde gegen 1.00 Uhr entlassen.
Am Sonntag auf dem Stiftungsfest regnete es in Strömen, so dass sich die Königin nach dem Abholen umziehen musste. Von einem Durchmarsch durch Varl mit den geladenen Vereinen wurde Abstand genommen. Die Vereine Varlheide, Hollwede, Wehdem, Oppendorf, Kleinendorf, Oppenwehe, Tielge und Sielhorst waren mit über 460 Schützen angetreten; Varlheide selbst mit 167.
Im Jahr 1931 fand das Königsschießen auf dem neuen und genehmigten Scheibenstand bei F.A. Wagenfeld statt.
Auf der Generalversammlung im Januar 1932 wurde festgelegt, aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage kein Schützenfest abzuhalten. Der Beitrag wurde von 4,- auf 3,- RM gesenkt.
Auf einer zweiten Generalversammlung am 8. Mai 1932 wurde beschlossen, am 3. Juni einen Zapfenstreich und am 4. und 5. Juni das eigentliche Schützenfest zu feiern. Diese kuriose Kehrtwendung macht deutlich, dass man auch schon damals in wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht auf ein Schützenfest verzichten konnte oder wollte! In diesem Jahr kämpfte die Jugend übrigens erstmals um die Jungschützenwürde.